Samstag, 25. Juli 2020

Auf in die Schweiz

Bis zur Königsburg nicht Hochburg, mein erstes Ziel, ging es erst noch am Kanal entlang, dann durch flaches, dann sanft ansteigendes Wiesen- und Feld- und Obst-Gebiet und schließlich durch Weinanbaugebiet. Unterwegs war ich noch in der hübschen Stadt Schlettstadt mit Fachwerk, Gässchen, Stadttor und einem Stadtführer, der sich mir aufdrängte, um mir den Daliengarten zu zeigen, naja, ging so.
So langsam wurde der Weg danach steiler, 500 Höhenmeter waren bis zur Königsburg am Rand der Vogesen zu überwinden. Von hier oben bot sich ein herrlicher Blick über die Rheinebene, die Berge der Vogesen, auf der anderen Seite weit weg der Schwarzwald. Die Burg, eine der vielen vom Tal aus sichtbaren Vogesenburgen, wurde als Meisterwerk deutscher Aufbaukunst dargestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts veranlasste Friedrich der II. den Wiederaufbau dieser Hohenzollern-⅔Ruine. Mit dem Aufkommen der  Fotografie wurde anschaulich das Vorher und Nachher dokumentiert.
Dadurch betritt man eine echte Burg, verwinkelt, mit allerlei Gemächern. Und natürlich der Ausblick ins Land von den verschiedenen Perspektiven.
Das hat sich gelohnt. 
Weiter ging es nun erst schnell bergab und dann durch Weinberge nach Colmar, ebenfalls mit sehr hübscher Altbausubstanz. Hier wollte ich den Isenheimer Altar sehen, welcher sich im modern gestalteten Stadtmuseum befindet. Ursprünglich war er in einer Klosterkirche der Antoniter, eines Ordens, der sich etwa im 13. Jahrhundert mit Armenhilfe und Heilen beschäftigte. Dieser Altar war ursprünglich ein Klappaltar und je nach Festlichkeit im Kirchenjahr wurde die entsprechende Szene aufgedeckt. Beeindruckend das Spoel von  Licht und Schatten, die Darstellung der Versuchung des Johannes durch allerlei Dämonen, und Jesus am Kreuz an sich. Da muss der Künstler einen Gestorbenen genau studiert haben, die Hautfarbe. Kommentare sagen, dass früher viele durch die Vergiftung mit dem Getreidepilz Mutterkorn erkrankt seien und der Gekreuzigte weise ähnliche Symptome auf. ... Hat mich sehr beeindruckt,  nur die Anordnung aller Teile  dieses auseinandergenommenen, enrrahmten Altars war etwas verwirrend, gewöhnungsbedürftig, aber anders machbar, um alle Teile zu sehen. 
Draußen dann vor dem Museum sprachen mich Leute an, wie sich herausstellte, aus Pankow. Wir kamen etwas ins Gespräch. Ich erzählte etwas von meiner Reise. Fragte auf einmal die Frau, ob ich etwas schon von Corona gehört hätte. Das machte mich perplex,  ich als reisender Einsiedler werde wahrscheinlich kaum zum Übertragen der Krankheit beitragen. Hinterher regte ich mich innerlich etwas auf. Die reisen doch selber, wieviel Reisen ist verträglich? Dann sollen sie doch alle zuhause bleiben, aber nicht in die Welt ziehen und andere belehren, na wieder mal typisch deutsch. 
Weiter ging es, durch Mülhausen, eine etwas ungepflegte Stadt im Elsaß, wo die anderen Städte und Dörfer alle so schöne alte Geschichte erzählen, von Reichtum und Wein und Handel und Genuss.
Relativ spät fand ich in der Nähe von einem Flüsschen eine Stelle zum Zelten. Beim Aufbauen des Zeltes lernte ich, dass ich durch das Überstreifen einer nichtelastischen Hülse natürlich eine neue Sollbruchstelle geschaffen hatte und dort brach eine Zeltstange erneut. Es war nichts zu machen. So schlief ich dann in  einem halben Zelt und habe meine geplante Tour, eigentlich wollte ich noch etwas durch die Schweizer Berge, deutlich abgekürzt, um hier zu meinem Ziel, wo meine Cousine Dagmar wohnt, zu gelangen. Unterwegs machte ich längere Pause, um mir die Ausstellung der Beyeler Fondation anzuschauen, eine  Galerie in ländlicher Gegend bei Basel mit wirklich eindrucksvoller moderner Präsentation.
 Der Tenor der ständigen Ausstellung war die Stille. Hier wurden Werke von Monet, Picasso, Warhol u.a. ausgestellt, gut zum Thema passend. Die wechselnde Ausstellung zeigte den mir bis dahin unbekannten amerikanischen Künstler und vorwiegend Landschaftsmaler des 20. Jahrhunderts, Edward Hopper. Wieder Licht und Schatten, durch den Menschen veränderte  Landschaften versetzten mich, abgesehen von Motiven aus Frankreich, in die USA  der 40er und späterer Jahre.
Ja. Und dann  ging es durch das belebte, teilweise verkehrsreiche Rheintal zu meinem Ziel, den Ort Leibstadt, am Rhein nahe der Grenze zu Deutschland gelegen.
Der Rhein schimmert so bläulich und lud zum Baden ein, heute habe ich die Einladung erst einmal noch nicht angenommen. Hier bleibe ich paar Tage und vielleicht gelingt es mir, die Schweizer Zeltfirma zu kontaktieren, um das Zeltstangenproblem zu beseitigen. Und ich werde mich erholen, freue mich auf viele Gespräche und werde die Rücktour planen.
Gestern nun war ich in Zürich, brachte das Zelt zur Reparatur  und hoffe, das die das schnell wieder hinbekommen. Auf dem Rückweg erwischte mich ein kräftiger Regenguss, aber angekommen in Leibstadt war ich fast wieder trocken. 

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