Dienstag, 21. Juli 2020

Von Lothringen in den Elsass


Der Sonntag war ein schöner heißer Tag am Bach und ein Ruhetag. Die ganze Zeit saß ich am Zelt oder stellte auch den Stuhl ins seichte Wasser und hielt die Füße hinein. Man konnte sogar baden. Fast andauernd kam Besuch mit Pferden, mit Hunden, nur einmal mit einem Kind; die Hunde gingen baden, die Pferde gingen baden und die Jugendlichen auch. Dann kam ein Mann der sich sehr lange bei mir aufhielt. Ich bin aus ihm nicht ganz schlau geworden. Wir konnten uns so einigermaßen verständigen. Er stamme wohl aus dieser Gegend wohnte die letzten Jahren in Montpellier an der Mittelmeerküste, nun sei er hier seine Mutter zu besuchen. Wir erzählten bruchstückhaft über dieses und jenes etwas Englisch etwas Deutsch gemischt. Eigentlich verstehen die meisten der ältere Leute, die hier aufgewachsen sind deutsch, das ist so seit langem und ich habe es nachgelesen und auch in den Gesprächen immer wieder erfahren. Dieses Elsässische oder Lothringerische ist dem deutschen sehr ähnlich aber trotzdem wollten beide Völker in der Geschichte lieber zu Frankreich als zu Deutschland gehören, weil die Franzosen ihnen Autonomie zugestanden haben, Deutschland war zu autoritär, und weil sie zum großen Teil katholisch sind. Häufig sieht man an den Wegen besonders an Kreuzungen Kreuze aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, also schon sehr alt und es ist zu spüren , dass diese Gegend schon sehr geschichtsträchtig ist .

Noch mal zu dem Sonntag: eine Frau fragte ob das denn erlaubt sei, zu zelten. Wir, der hier sich lange aufhaltende Franzose namens Kris und ich sahen uns nur verstehend an, komisch, wen hat das zu interessieren, aber sonst hatte ich nur angenehme Gespräche gehabt mit den Badegästen. Am nächsten Tag bin ich dann etwas über die  Höhen, Vogesenausläufer gefahren, viel Obst unterwegs, traf an der Grenze zwischen Lothringen und dem Elsass ein Paar aus Deutschland,

wir unterhielten uns eine ganze Weile und und sie staunten, wie weit man mit dem Fahrrad kommen  kann. Wenn ich meinem Weg verfolge, muss ich sagen, wunderbar abwechslungsreich. Übrigens an diesem Tag wies er paar fast schon als Downhillschotterabfahrten zu bezeichnende Teilstrecken auf. Aber Umkehren nur im äußersten Notfall. Dann ging es wieder ins Tal hinab. Der Weg führte nun an einem ca. sechs Meter breiten Kanal, gerade wie mit dem Lineal gezogen, durch die Landschaft, dem Canale de la Marne au Rhin, an welchem es schließlich nach Straßburg am nächsten Tag ging. Bei diesem Kanal handelt es sich um den längsten schiffbaren Kanal Frankreichs von über 300 km Länge. Er soll sogar neben vielen Schleusen und einem Schiffshebewerk mehrere Tunnel aufweisen. Das Stückchen, welches ich entlang gefahren bin, war durch flache Landschaft geprägt.  Viele ausrangierte Schleppkähne, welche nun als Hausboot dienen, gaben dem Ganzen einen holländischen Akzent. In der Nähe dieses Kanals fand ich eine Wiese, auf welcher ich mein Zelt aufschlug. Unweit sah ich eine riesige Strorchenversammlung.
Das war schon relativ früh, am Nachmittag, ich habe etwas gelesen und bin auch relativ früh schlafen gegangen. Am nächsten Tag ging es weiter an diesem Kanal, wunderschön ein Radweg ungestört ohne Autolärm, bis nach Straßburg hinein diese Stadt, welche mir auch sehr gefallen hat. Die Altstadt lädt zum Wandeln durch die Gassen ein. Mein Ziel war das Münster, welches ich mir anschaute, schon die Portalseite allein zeigte so viele Figuren und Geschichten und gotische Kunstwerke, dass das schon ein Tagesgenuss an sich ist. Leider fehlt mir häufig die detaillierte Kenntnis der einzelnen Geschichten um diese Werke wirklich zu deuten. Im Inneren der Kirche steht eine astronomische Uhr, welche auch den Lauf der Gestirne des Sonnensystems abbildet. Ich hatte aber den Eindruck, dass die Zeit stehen geblieben war, denn kein Zahnrad drehte sich. Die Leute standen wie gebannt davor und schauten. Und die Zeit war auch nicht richtig angezeigt. Ja, das Münster ist wirklich eine Hochleistung der Gotik, so viele Säulen, so viel, was nach oben strebt, nach Höhe, sieht aus etwas wie eine Kleckerburg, nur ganz filigran gearbeitet . Von Straßburg bin ich dann weiter wieder an einem anderen Kanal Richtung Colmar, wo der Isenheimer Altar steht . Harald hat mich darauf gebracht, Dankeschön! Bei diesem Kanal, dem Canale do Rhône au Rhin, ist de Weg auch sehr angenehm und schattig durch die alten Platanen am Ufer. Dann wollte ich was essen, diesen Flammkuchen als regional gepriesene Spezialität, aber da waren alle Gaststätten in Kanalnähe geschlossen. Da bin ich ein bisschen ins Land hinein Richtung Rhein und habe dann endlich ein Restaurant gefunden und sie hatten noch was  zu essen ein Gericht, aber keinen Flammkuchen so habe ich denn ein Steak mit Kartoffeln und so weiter gegessen das war ganz nett dort. Als ich dann auf die Karte schaute, dachte ich  dann könnte ich noch mal schauen wie sieht denn der Rheinradweg aus. Also bin ich dorthin, wieder auf die deutsche Seite und dort ein bisschen auf dem Deich hatte ich den Blick auf diesen mit den Schiffen befahrbar einbetonieren Hauptfluss und ein bisschen auch auf die Auenlandschaft daneben. Endlich fand ich eine Bank im Schatten, wo ich Pause machte. Hier bin mit einem Betreuer eines Informationsstützpunktes des NABU Vereins ins Gespräch gekommen und ganz interessant, er kam auch aus dem Elsass in Frankreich, arbeitete aber hier in Deutschland. Wir haben uns lange lange unterhalten über verschiedene Themen und so konnte ich Einblicke in die Geschichte der Gegend und auch die Probleme und Entwicklungen wie die Rückgestaltung der Auenlandschaft. Er empfahl mir noch, eine Burg anzuschauen, die Koenigsbourg. Deswegen mache ich jetzt Halt hier, wo ich bin, obwohl ich gar nicht so weit gefahren bin, um morgen dann mir diese Hochburg, eine Burg mit wechselvoller Geschichte und dann danach den Isenheimer Altar anzuschauen. Wie dann die weitere Tour verlaufen wird, da bin ich mir noch nicht so ganz sicher. Der Rheinradweg ist zwar gar nicht so stark befahren, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Aber man fährt die ganze Zeit in der Sonne, die brennt auf dem Kopf und der ist dann heiß wie eine Bratpfanne, kein bisschen Schatten.  Nun sitze ich hier und warte noch ein bisschen mit dem Aufbau des Zeltes an einer Gabelung von zwei Kanälen und es ist sehr schön und an der einen Stelle könnte ich sogar ein bisschen baden gehen. Der Weg hierher ist eine Sackgasse, also ist kein Verkehr zu erwarten. Zwei Angler erbeuteten innerhalb von zwei Stunden ein kleines Fischlein.
Das war also heute für meine Begriffe mein zweiter Bummeltag aber das ist in Ordnung, ich sehe etwas und ich bin auf jeden Fall nicht so lange Zeit im Sattel und habe noch Zeit zum Lesen und für viele andere Dinge.
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