Montag, 3. August 2020

Hohenzollern und Albrecht

Am Sonnabend weckte mich wieder der Sonnenschein. 
Frühstücken, Zelt einpacken, alles wie immer, das dauert meist schon so fast zwei Stunden.
Ich fuhr diese Waldwege Richtung Hohenzollern Burg. Es war ein Auf und Ab in der hübschen schwäbischen Alb. Wald und Wiesen wechseln einander ab, immer wieder wird ein Blick in die Ferne möglich. 
Ich begegnete vielen Läufern, Hundebesitzern und Mountainbiken.
Der Raichberg bot mit seinem Aussichtsturmn einen herrlichen Rundblick, aber es war ziemlich diesig. Näher an der Burg befindet sich das Zeller Horn. Von diesem Berg hatte ich einen wunderschönen Blick auf die Hohenzollernburg, wie sie da aus dem Nachbarberg emporsticht. Und dahinter die Weite relativer Ebene mit vielen Siedlungen. Dazwischen, also zwischen Zeller Horn und Burg ist noch ein tiefer Einschnitt, der Zollerngraben. Hier treffen zwei tektonische Platten aufeinander und ab und an gibt es hier Erdbeben, erklärte mir gestern Abend die Spaziergängerin.
Für mich bedeutete das also noch einmal steil herunterfahren und wieder auf den Berg rauf, im Schneckentempo. Ein Moutainbiker, den ich auf dem Zeller Horn traf, wies mir den Weg und begleitete mich ein Stück des Weges. Unterwegs unterhielten wir uns, er wohnte hier in der Nähe. Ich bewunderte sein leichtes Gravelbike. Für mich war die Schotterbergabfahrt mit Gepäck schon ziemlich grenzwertig erträglich. Aber ich verlor nichts.
Nach dem anstrengenden Bergauf, vor der Burg, sagte mir dir Einlassdame, nur Onlinetickets seien akzeptiert. Wäre mir praktisch gar nicht möglich gewesen, da auf der Alp kein Netz verfügbar war. Aber sie war geduldig, ich kämpfte mich durch die Seiten und sie gegen die Stechfliegen, mir ab und ab einen Tipp gebend, wie es geht.
Die Burg, ein Familienbesitz der Hohenzollern ist nach dem Gang durch eine sich durch das Gewölbe schlängelnde Zufahrt zu erreichen, dann ist man auf dem Hof. Interessant, sie haben dort zwei Kirchen, eine evangelische und eine katholische. Burgzinnen, Außengraben, wie so eine Burg ist, mehrmals zerstört und wieder aufgebaut. In den Innenräumen schauten mich würdevoll, hochmütig, posiert all diese Hohenzollen aus ihren Rahmen an, aber im ersten Raum war der Stammbaum, der die verschiedenen Linien der Familie zeigte. Der dortige Wächter erklärte sehr interessant diese verschiedenen Zweige, bis in die heutige Zeit, für einen zukünftigen Nachkommen war noch Platz.
Waffensammlungen, Kasematten und außen die wichtigsten Friedrichs in Bronze.
Ja, wie ein Vorposten thront nun diese Burg, es war das fahrrädliche Erzwingen und der Blick als Lohn, was mir in Erinnerung bleiben wird wie der Jahreszahlen- und Namen-sattelfeste Wächter umgeben von geschätzt mehr als hundert Hohenzollernnamen. 
Weiter ging es, durch Hügelland, lange im Neckartal, wo die Leute im bauchtief im Wasser standen, Polizei darauf achtete, dass Badestellen nicht überfüllt sind, Autos parkten verbreitet, Motorpumpen ratterten und füllten Badetiere und Schlauchboote. Danach hatte ich nun gar keine Sehnsucht, wie gut haben wir es im Märkischen mit den vielen Seen, in solche Pfützen und Wasserlachen würden wir gar nicht gehen.
Meinen Schlafplatz fand ich nach längerem Suchen in dieser immer stärker bevölkerten Gegend idyllisch am Weinberg. Hier war auch eine Erfindung zu sehen, was man aus alten Snowboarden machen kann. Drei alte Kirschbäume wirkten wie Gardinen beim Blick ins Tal, wo unten nicht der Neckar, sondern nur der Strümpfelbach fließt, aber schön anzuschauen die Weinberge und Wälder und Orte.
Ich saß noch lange abends draußen, der Geräuschpegel verebbte, ab und an ein Glockenschlag, bis mich die Mücken ins Zelt trieben. Es war schwülwarm, die Fliegen wollten sich verstecken und fanden zu hunderten Schutz unter meinem Überzelt. Wenn ich im einigermaßen insektenbefreiten Innenzelt mich bewegte oder Licht machte, erwachten all diese Fliegen und es klang so, als käme der durch die Wetterapp angekündigte Regen, aber der kam unten nicht an. Nur bewölkt war es endlich einmal. 
Am Sonntag, also gestern hatte ich nur noch 20 km zu fahren, bis zu der Gerberstadt Backnang,  wo mein Cousin Jochen mit Freundin Corinna und Sohn Georg wohnt. Der Georg, sehr aufgeschlossen, hat mir gleich das Haus mit seinen vielen Zimmern und Zweckräumen gezeigt. Eisessen, spazieren gehen, erzählen über Familie und Arbeit und ich etwas von der Reise,  es war sehr angenehm, ich fühlte mich unkompliziert willkommen, spüre aber heute am Montag, dass beide durch die Arbeit sehr eingespannt sind, wie gut habe ich es da jetzt noch.
Der Georg, 12 Jahre alt, hat so viel Elektronik in seinem Zimmer, wie wir zuhause nicht haben, eine andere Welt, und das nur ein Beispiel für viele hier in diesem Alter und eine Antwort auf die Frage, warum man auf der Straße kaum Kinder sieht.
Winnenden ist der Nachbarort, da werde ich noch mal kurz hinfahren und mir das Anokläufermahnmal oder was es dort gibt, ansehen. Später werde ich dann, am Nachmittag, Albrechtfamilie zweiter Teil, meine Cousine Marion, 40 km entfernt besuchen.

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